Zufall oder Berufung? Wieso ich tue, was ich tue...

 

Spannung ist, wer du glaubst sein zu müssen. Entspannung ist, wer du bist.

(Chinesisches Sprichwort)


 
 

Wieso ich heute tue, was ich tue? Dazu gibt zwei Schlüsselerfahrungen:

Die zweite Erfahrung war einfach nur ein Zufall: ich bin in die falsche Vorlesung gegangen. Statt die rechte Tür habe ich fälschlicherweise die Linke genommen. Das hat einen grossen Unterschied gemacht! Hinter der linken Tür startet gerade eine Psychologievorlesung. Vom ersten Moment an war ich gefesselt: Sooo spannend können Vorlesungen sein! Sie wurden gehalten von Professor Norbert Bischof und seiner Frau Doris Bischof. Sie referierten über Weltentstehungsmythen und verknüpften diese Entwicklungsgeschichte mit der menschlichen Entwicklung. Wie entsteht Individualität und das perönliche „Ich“? Eine Frage, die mich schon sehr früh beschäftigte: Wie kann es sein, dass wir alle als quasi unbeschriebenes Blatt zur Welt kommen und uns dann so unterschiedlich entfalten? In dieser Vorlesung gab es Antworten, die mich faszinierten. Ich blieb in dieser Vorlesung hängen, «meine» Volkswirtschaftsvorlesung vergass ich. Noch in derselben Woche wechselte ich mein Studienfach und schrieb mich bei den Psychologen ein.

Von einer anderen, früheren Erfahrung erzählt mir meine Mutter gern immerwieder: „Du hattest immer das Zimmer voller „Gschpänli“. Ihr habt stundenlang geredet.“ Natürlich konnte sie nicht nachvollziehen, worüber man immer so dringend und lange reden musste. „Ihr habt euch doch schon in der Schule gesehen ...“ war einer der Sätze meiner Mutter, an den ich mich gut erinnere. Schon damals kannte ich die intimsten Geschichten meiner Community. Man vertraute mir Persönliches an, fragte mich um Rat. Alle konnten vertrauenm, dass ihre Geheimnisse bei mir sicher sind.

Zwei Erfahrungen, die meinen Weg prägten. Aus einem Zufall und dem Interesse an Menschen und dem «Gschpüri» fürs Zuhöen und die richtigen Worte wurde mein Beruf. Ich kann aus vollem Herzen sagen: «Es ist meine Berufung. Ich bin jeden Tag dankbar, dass ich meine Zeit mit dem verbringen kann, was ich am besten kann und am liebsten tue.»

 
 
 
GeschichtenJeannine Born